Grußworte

Grußwort für das Projekt „Der Kunde mit besonderenAnsprüchen“ der Lebenshilfe Leinefelde-Worbis

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

sehr gerne schreibe ich für dieses besondere Projekt ein Geleitwort.

Die Verantwortlichen haben ihrem Projekt den charmanten Titel „Der Kunde mit besonderen Ansprüchen“ gegeben. Das klingt fast ein wenig nach Luxus, nach gutem Essen oder Wellness-Hotel vielleicht.

Ein geschickter Kniff, wie ich finde. Denn es geht um Dienstleistungen. Nämlich um gute und qualifizierte Dienstleistung für Alle, auch für Menschen mit Behinderung oder für ältere Personen, die manchmal Unterstützung oder einfach ein paar Minuten mehr Zeit benötigen. Denn wir alle wollen möglichst lange selbstbestimmt und gleichberechtigt Teil der Gesellschaft sein. Auch mit der einen oder anderen Beeinträchtigung, die letztlich jeden treffen kann.

Wer hat sich als Kunde nicht schon einmal über Barrieren, schlechten Service oder verletzende Situationen geärgert, etwa wenn im Restaurant der Kellner die Bestellung aufnehmen will und nicht den sehbehinderten Gast, sondern den Tischnachbarn nach dessen Wünschen fragt. Oder darüber, dass der erwachsene Kunde mit Down-Syndrom im Supermarkt geduzt wird – oft vielleicht nur aus Gedankenlosigkeit oder Unwissen.

So setzt das Projekt genau da an, „wo Dienstleister gemacht werden“, nämlich in der Ausbildung. Eine tolle Idee, die genau ins Jahr Eins des Bundesteilhabegesetzes passt.

Dass das Land Thüringen das Projekt fördert, zeigt, wie gut es gerade jetzt ankommt, in einer Zeit des demografischen Wandels. Mindestens an einem Tag sollen so viele Auszubildende wie möglich in Kontakt mit älteren oder behinderten Menschen kommen und dazu auch theoretisch geschult werden. Das klingt nicht viel, aber es ist ein wichtiger Anfang.

Viele Einzelhandelsunternehmen, Handwerksbetriebe, der Nahverkehr, ein Klinikum, Gaststätten, Kulturbetriebe und Verwaltungen der Region konnten für diese Idee gewonnen werden. Und das bestimmt nicht nur, weil Menschen mit Behinderung oder ältere Personen ein großes Marktsegment für den Handel darstellen.

Ich bin sicher, jede und jeder hat schon einmal darüber nachgedacht: „Was passiert, wenn ich nicht mehr jung, fit und gesund bin? Werde ich die nötige Unterstützung bekommen? Werde ich mit Respekt behandelt werden?“

Deshalb will das Projekt Sensibilität und Verständnis für alters- und behinderungsbedingte Beeinträchtigungen wecken, damit die künftigen Dienstleister Hindernisse erkennen, sie dann beseitigen oder qualifiziert damit umgehen können. Ein Baustein dafür sind Lehrfilme über typische Situationen, ob beim Friseur oder im Krankenhaus, die zeigen, wo und wie Unterstützung nötig sein kann, ein anderer sind Handreichungen für die Ausbildung an Berufsschulen und in Workshops.

Aus der anfänglichen Idee ist aber noch mehr entstanden: viele spannende Kooperationen, mit zahlreichen Beteiligten und tolle Initiativen. Wie der Friseur, der demenzkranken Kunden nach Fotovorlage die einstige Lieblingsfrisur zaubert, oder das Modehaus, das nun ein zusätzliches Sortiment für Rolli-Fahrer anbietet. Verwaltungsmitarbeiter machen sich in Leichter Sprache schlau – und auch das Eichsfeld-Klinikum zieht bei diesem Thema mit.

Klar, dass Sie als Verantwortliche für das Projekt zuvor alte und behinderte Menschen befragt haben, wo sie der Schuh drückt, welche Wünsche sie haben und welche Schwierigkeiten ihnen im täglichen Umgang mit Dienstleistungen begegnen. Denn nur im Dialog mit allen Beteiligten kann so eine Idee erfolgreich sein. Und das ist hier ganz klar gelungen!

Ich wünsche Ihnen und uns allen von ganzem Herzen, dass „Der Kunde mit besonderen Ansprüchen“ Schule macht und über die Grenzen Thüringens hinaus viele Nachahmer findet.

Ihre Ulla Schmidt, MdB und Bundesministerin a. D.
Bundesvorsitzende der Lebenshilfe

Manfred Grund, Mitglied des Deutschen Bundestages

Grußwort Lebenshilfe Leinefelde-Worbis

Der „demografische Wandel“ hat sich als gängiges Schlagwort in der öffentlichen Debatte etabliert.

Einerseits handelt es sich bei ihm um einen abstrakten Fachterminus, mit dem wir komplexe Entwicklungen in unserer Gesellschaft kurz und bündig bezeichnen können.
Andererseits verbindet sich mit dem Begriff in der Wahrnehmung vieler Menschen ein gewisses Unbehagen, denn wir alle ahnen, dass unsere älter werdende Gesellschaft wegen dieses Wandels vor gewaltigen Herausforderungen steht.

Dabei ist klar: Wir müssen den demografischen Wandel mit allen seinen Konsequenzen als Aufgabe für die ganze Gesellschaft begreifen und annehmen: Vieles in unserer alltäglichen Lebenswelt wird sich ändern müssen, weil die spezifischen Bedürfnisse älterer Menschen es erfordern.

Am leichtesten lässt sich dies am Beispiel der Barrierefreiheit in der öffentlichen Infrastruktur verdeutlichen. Wir wissen: Barrierefreiheit ist eine entscheidende Voraussetzung, um Mobilität bis ins hohe Alter gewährleisten zu können.

Doch ist die Bereitstellung öffentlicher Gelder, die aufgewendet werden müssen, um eine bedarfsgerechte Infrastruktur zu schaffen, nur das eine.

Das andere ist unsere individuelle und gesellschaftliche Einstellung zu den Veränderungen, die mit dem demografischen Wandel einhergehen. Denn dass die notwendigen Anpassungen von der Öffentlichkeit nicht nur als Belastung angesehen werden sollten, dass vielmehr die Veränderungen auch Chancen bieten, kommt leider oft zu kurz.

Aus diesem Grund freue ich mich besonders über die Kampagne „Der Kunde mit besonderen Ansprüchen“ der Lebenshilfe Leinefelde-Worbis.

Sie macht auf einen Aspekt des demografischen Wandels aufmerksam, der in der öffentlichen Diskussion bislang wenig Beachtung beigemessen wurde.

In Zukunft werden ältere Menschen vielerorts einen Großteil der Kundschaft im Handel- und Dienstleistungsgewerbe darstellen.

Gleichwohl bestehen bei den Mitarbeitern oftmals Ängste und Unsicherheiten über den richtigen Umgang mit älteren Menschen.
An dieser Stelle setzt das Projekt der Lebenshilfe Leinefelde-Worbis an.

Ziel ist es, die Sensibilität und das Verständnis für die altersbedingten Einschränkungen und Bedürfnisse zu erhöhen und damit mögliche Hemmschwellen abzubauen.

Dazu bedarf es Schulungen der Auszubildenden und Mitarbeiter, die genau diesen Aspekt in den Fokus rücken. Dies will die Lebenshilfe durch spezifische Informationsangebote an den Berufsschulen und durch Workshops direkt mit den Unternehmen erreichen.

Denn wenn der Service in den Dienstleistungsangeboten verbessert werden kann, leben auch ältere Mitbürger gut und gern in der Region.

Deutlich wird: Unser Leitmotiv einer generationenfreundlichen Gesellschaft muss über die familien- und kinderfreundlichen Angebote hinaus auf senioren- und behindertenfreundliche Angebote ausgeweitet werden.

Hierfür leistet die Lebenshilfe Leinefelde-Worbis mit ihrer Kampagne einen kreativen und wertvollen Beitrag, der alle öffentliche Anerkennung und Unterstützung verdient.

 

Berlin, 13. November 2017

 

manfred.grund@bundestag.de
Wahlkreisbüro Eichsfeld:
Wilhelmstraße 20 37308 Heilbad Heiligenstadt
Parlamentarischer Geschäftsführer
der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag
Vorsitzender der Landesgruppe Thüringen der CDU/CSU-Fraktion
im Deutschen Bundestag

MdB Manfred Grund / Gisela Reinhardt